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Menstrual health policy- ein Interview mit Lisa Bartlett, Regionaldirektorin von Talent Berlin

​Mehr Flexibilität für Frauen in Bezug auf bezahlten Urlaub während der Menstruation- dieses Thema ist in aller Munde, insbesondere in Spanien und jetzt auch in Deutschland. Krämpfe und andere menstruationsbedingte Symptome können die Konzentrationsfähigkeit und das Wohlbefinden einer Frau bei der Arbeit stark beeinträchtigen, doch wird dies am Arbeitsplatz oft nicht ernst genug genommen.

Einige Unternehmen haben jedoch bereits positive Schritte unternommen, um Frauen während ihrer Periode mehr Flexibilität zu bieten - darunter auch Talent International. Darüber sprachen wir mit der Regionaldirektorin von Talent Berlin, Lisa Bartlett, und Deutschlandfunk-Reporterin Katja Scherer.

Journalistin: „Es gibt so Tage, da hilft nur im Bett bleiben und Wärmflasche auf dem Bauch.

Jede Frau würde ich mal behaupten kennt das: Einmal im Monat tut der Bauch weh, man ist müde und bei einigen macht sogar der Kreislauf schlapp. Manche haben Glück, merken nicht viel davon. Andere schleppen sich nur noch mit Schmerzen ins Büro. In Spanien, da sollen Frauen daher künftig freinehmen können, wenn sie Ihre Tage haben.

Deutschlandfunk Reporterin, Katja Scherer, kannst du uns nochmal kurz zusammen fassen, was da genau geplant ist in Spanien.“

Katja Scherer: „Der Entwurf sieht vor, dass Frauen die während der Menstruation Schmerzen haben 3-5 Tage pro Monat zu Hause bleiben können, je nach Bedarf. Das Gehalt bekommen sie dann vom Staat, das ist aber noch nicht entschieden, das spanische Parlament muss diesen Entwurf noch annehmen.“

Journalistin: „Trotzdem kann man schonmal darüber sprechen, freie Perioden tage per Gesetz wäre das auch für uns vorstellbar in Deutschland?“

Katja Scherer: „Also im Moment gibt es nur sehr wenige Politiker die das fordern, z.B die Jusos aus Heidelberg zum Beispiel, es gibt einige Unternehmen, die freiwillig Pausentage für ihre Menstruation anbieten und es gibt übrigens auch Länder in Asien, in denen das ziemlich normal ist.“

Journalistin: „Wirklich? Welche denn?“

Katja Scherer: „In Japan zum Beispiel gibt es seit über 70 Jahren ein Gesetz, das es Frauen erlaubt, bei starken Menstruationsschmerzen zu Hause zu bleiben. In Indonesien werden 2 Tage pro Monat angeboten, und in Südkorea können Frauen wählen, ob sie das Recht haben wollen, sich freizunehmen und trotzdem ihre normale Lohnquote zu erhalten.“

Journalistin: „Warum sollten Frauen während der Menstruation zu Hause bleiben dürfen?“

Katja Scherer: „Nun, der offensichtlichste (und ethischste) Grund ist, dass sie nicht mit Schmerzen zur Arbeit gehen müssen. Ich habe darüber mit Lisa Bartlett gesprochen, der Regionaldirektorin für Berlin beim Personalvermittlungsunternehmen Talent International. Dort haben Angestellte, die menstruieren, die Flexibilität, so zu arbeiten, wie sie sich am wohlsten fühlen - entweder von zu Hause aus, im Büro oder indem sie einen Tag frei nehmen, wenn die Schmerzen stark sind. Hier ist, was Lisa zu sagen hatte, um die Menstruation aus der Tabuzone zu holen.“

Lisa Bartlett: "Als jemand, der jahrelang unter Endometriose gelitten hat, weiß ich, wie wichtig Flexibilität und Offenheit im Umgang mit Krämpfen und anderen Symptomen sind. Schon allein das Wort "Periode" in einem von Männern dominierten Büro auszusprechen, war etwas, das sich immer ziemlich schwierig anfühlte. Deshalb wollten wir die Umstellung hier bei Talent Berlin normalisieren und unseren Mitarbeitern helfen, sich wohl genug zu fühlen, um über ihre Probleme zu sprechen. 

Ich stelle oft fest, dass die Frauen in meinem Team während der Menstruation lieber zu Hause arbeiten, als sich freizunehmen - aber die Option ist da, wenn sie das Gefühl haben, dass sie es brauchen. Durch diese größere Flexibilität ist es für mein Team viel selbstverständlicher geworden, sich an mich zu wenden, wenn sie während ihrer Periode zusätzliche Unterstützung benötigen. Wir haben auch Boxen im Büro mit kostenlosen Binden, Tampons, Tee oder Schokolade! Das gibt denjenigen, die während ihrer Periode ins Büro kommen, einen zusätzlichen Hauch von Fürsorge, und ich denke, das ist ein wirklich positiver Schritt für uns alle.

Journalist: „Was ich mich aber frage, jetzt gerade, wenn der Begriff Endometriose gefallen ist, können wir uns in Deutschland nicht einfach auch eh krankschreiben lassen, wenn es nötig ist?“

Katja Scherer: „Das geht auf jedenfalls, man kann sich vom Frauenarzt oder auch vom Hausarzt eine sogenannte Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung holen, das geht übrigens auch online, „AU- Schein.de“ heißt die. Bei manchen Unternehmen braucht man auch erst ab dem dritten Fehltag eine Freistellung. Eine Niederländische Studie aus dem Jahr 2019, die zeigt aber, dass viele Frauen und Mädchen trotz Periodenschmerzen arbeiten gehen, zur Schule gehen und deswegen gibts eben viele Leute die sagen, man braucht extra eingeräumte Menstruationstage, denn eine Krankschreibung ist einfach eine zu große Hürde.“ 

Journalistin: „Aber es gibt ja auch Kritik an diesem Modell, nämlich welche?“

Katja Scherer: „Ja die Kritikerinnen und Kritiker sagen, dass Frauen dadurch schlechtere Chancen bei der Stellensuche und auch bei Beförderungen haben, weil Chefs davon ausgehen, dass "die ja eh mehr Fehltage haben als Männer". Das gilt natürlich vor allem dann, wenn Unternehmen solche Regeln gesetzlich verordnet bekommen. Unklar ist auch, ob so eine Regelung mit dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz in Deutschland vereinbar ist. Saskia Weishaupt, das ist die beauftrage für Frauengesundheit bei der Partei die Grünen, die sagt daher, dass man erstmal andere Dinge umsetzten sollte, die Frauenmenstruation ebenfalls leichter machen. Dann möchte ich tatsächlich lieber, dass wir die Hürden sehr, sehr niedrig machen, dass sich Leute freistellen können. Dass wir aber auch Regelungen schaffen, die Frauen es erleichtert Beispielsweise ins Homeoffice zu gehen oder Beispielsweise vor Ort auch längere Pausen zu haben, auch bessere Toilettenausstattungen zu haben. Und es ist manchmal auch sogar das grundsätzliche Problem, dass wir da lieber erstmal anfangen.

Wichtig findest Saskia Weishaupt außerdem Aufklärungsarbeit und sie sagt, dass Männer und Frauen noch viel besser verstehen müssen, was es heißt zu menstruieren, und warum das kein Tabu sein darf. In Spanien da sollen sich Frauen wahrscheinlich bald freinehmen können, wenn sie ihre Periode haben und starke Beschwerden haben. Wo das noch geht und was bei uns möglich sein könnte oder auch schon möglich ist, das hat uns Katja Scherer erklärt. Dankeschön dafür.“ 

Erfahren Sie hier mehr über das Leben bei  Talent: https://tinyurl.com/mr2psxaw

Um mehr über aktuelle Möglichkeiten bei Talent Berlin zu erfahren, kontaktieren Sie lisa.bartlett@talentinternational.com